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Archäologie und Denkmalpflege auf der Insel Rügen
Tief im Bunkersystem der Fla-Raketenabteilung 4324 auf den Moritzhagener Bergen bei Neuenkirchen entdeckte ich das Bild: Blick auf Bobbin. Gemalt hat es Michael Karrasch, 1985. Im Keller der Kasernen im KdF-Seebad Prora, ein weiterer Fund: Holländische Windmühle im Kornfeld. Nach dem Bauboom der letzten Jahre dürften beide Werke inzwischen verschwunden sein.
Graffiti, auf Wände oder in Baumrinde geritzte Notizen von Soldaten, sind auf der früher intensiv militarisierten Insel Rügen häufig zu finden. Der älteste Beleg stammt von dem Gelände des Sperrwaffenarsenals Tilzow bei Bergen. Am 3. Juni 1943 verewigte sich hier auf einem Baumstamm ein Soldat (oder Zwangsarbeiter) mit seinem Porträt. An seine Freundin in Dresden dachte vermutlich ein Soldat des Marinepionierbataillons (MPiB-18) in Sassnitz-Dwasieden, als er seine Monika in die Trümmer des Schlosses einritzte. Unklar ist die Bedeutung einer Notiz vom 26. März 1987 auf einem Bunker der Fla-Raketenabteilung 4324 in Neuenkirchen, Moritzhagener Berge. Vielleicht handelt es sich um einen Prüfvermerk.
Im südwestlichen Bereich des Putbuser Schlossparks befindet sich eine aufwändige Heldengedenkstätte für die Gefallenen des 1. Weltkriegs. Das Zentrum bildet ein von Arkaden gefasster Hof, an dessen westlichem Rand ein rechteckiger Steinblock mit der Inschrift „Unsern Helden“, einem übergroßen Stahlhelm und einem Schwert, auf den Zweck der Anlage hindeutet. Der Steinblock liegt genau in Ost-West Richtung auf einer Linie zwischen dem Schwanenteich im Osten und einer mächtigen Eiche im Westen. Um den Kern ist ein zweiter Kreis aus einer niedrigen Mauer im Osten und Eibenhecken im Norden und Süden gelegt. Eine breite Öffnung lässt die Achse zwischen Steinblock und Eiche frei. Weitere Öffnungen des äußeren Kreises befinden sich im Nord- und Südosten. Nach Nordosten führt ein Weg den Hügel hinab zu einem Eichenhain. In den Weg sind Treppenstufen mit eingeschrieben Kriegsjahren zwischen 1914 und 1918 eingelassen. Diese Befunde und weitere Spuren von eisernen Kreuzen, Halterungen für Gitter, Ketten und blutroten Porphyren im Bodenbelag des inneren Kreises, lassen auf eine Symbolsprache schließen, die noch entschlüsselt werden müsste.
Der bereits 1836 im preußischen Urmesstischblatt verzeichnete Nutzgarten des Leuchtturmwärters am Kap Arkona hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Er liegt unterhalb des sogenannten „Schinkel-Leuchtturms“ in einer sonnigen, südwestlichen Hanglage. Leider wird er in letzter Zeit kaum noch gepflegt. Bei einem Besuch entdeckte ich 2012 Relikte von einem kunstvollen Obstspalier, welches als Begrenzung der Gartenfläche angelegt worden war.
Für das Bild: „Garz, Landkreis Vorpommern-Rügen. Bergener Straße 23. Ehemaliges Beamtenwohnhaus der Kleinbahn“ erreichte „RügenSommer“ Platz 41 im internationalen Wettbewerb „Wiki Loves Monuments 2012“. Wikimedia Commons berichtete auf seiner Internetseite, dass der erstmals im vergangenen Jahr (2011) durchgeführte Wettbewerb inzwischen durch Guinness World Records mit etwa 168.000 hochgeladenen Lichtbildern als größter Fotowettbewerb anerkannt wurde. Mit etwa 366.000 in diesem Jahr (2012) hochgeladenen Fotos, wurde die Zahl noch einmal mehr als verdoppelt.
Mit der „Franzosenzeit“ und der damit ausgelösten Entwicklung des Bewusstseins für Hygiene und Gesundheit um 1800 setzten sich auch in Deutschland namhafte Mediziner, so auch der Rostocker Professor Samuel Gottlieb Vogel für die Errichtung von Kurbädern am Meer ein.
Das Baden im Meer war damals etwas völlig Neues und nur schwer mit den hygienischen Gepflogenheiten und den prüden Moralvorstellungen der Zeit vereinbar. Örtliche Geschlechtertrennung, Badekostüme, Badekarren, Badehäuser und Badeboote waren daraus resultierende Erscheinungen. Das von den Ärzten geforderte Nacktbaden kam allenfalls auf entlegenen Stränden der Nordseeinseln und der Insel Hiddensee in Betracht. Badestellen an der Küste Rügens waren so ungewöhnlich, dass sie sogar auf den ersten topographischen Karten der Neuzeit, der „Spezial Charte“ von Friedrich von Hagenow aus dem Jahre 1829 und dem preußischen Urmesstischblatt von 1836 verzeichnet waren. Diesen Eintragungen von Badekarren und Badehäusern zufolge nahm der Badebetrieb auf Rügen am „Friedrich-Wilhelm-Bad“ in der „Goor“ südöstlich der Residenzstadt Putbus und beim Ort „Aalbeck“, einer später in Binz aufgegangenen Fischersiedlung zwischen Schmachter See und Prorer Wiek, seinen Anfang. Beide Zellen entwickelten sich unterschiedlich. Das Putbuser Bad blieb bis heute eine solitäre Einrichtung für „gehobene“ Gesellschaftsschichten, während sich Binz volkstümlicher zeigte und eine vielfältige Bautätigkeit entwickelte, aus der etwas später die für die Ostseeküste charakteristische „Bäderarchitektur“ hervorging.
1817 legte Fürst Wilhelm Malte von Putbus den Grundstein für das „Friedrich-Wilhelm-Bad“ als einem repräsentativen Badehaus mit Speisesaal, Salons, Zellen für Warmbäder, Logierzimmern und Wirtschaftsräumen. Die klassizistische Architektur mit der imposanten Schauseite aus 18 dorischen Säulen und auch die Inneneinrichtung mit marmornen Sitzbadewannen italienischer Provenienz nahm Bezug auf die Formensprache der klassischen Antike. Das ursprünglich aus mehreren Einzelgebäuden in Fachwerkbauweise zusammengesetzte Ensemble wurde durch eine einheitliche Blendfassade zu einem langrechteckigen, zweigeschossigen Backsteinbau zusammengefasst. Mit Ausnahme der Rückseite tragen die Außenwände flache Zierpilaster, zwischen denen die zumeist von Faschen umrahmten hochrechteckigen Fenster liegen. Unter dem Hauptgesims befindet sich an der Vorderseite und den Schmalseiten des Gebäudes ein Triglyphen-Fries. Die Kolonnade besitzt eine Kassettendecke. Das flache Dach ist hinter einer Attika verborgen.
Der Badebetrieb in Binz war zunächst weniger mondän. Die Tatsache, dass auf der Hagenow’schen Karte (1829) zwischen den Badekarren und Badehäusern noch eine Heringspackerei verzeichnet ist, zeigt hier, anders als in Putbus, den Beginn einer allmählichen Entwicklung vom Fischer- zum Badeort. Das Interesse des Berliner Bürgertums an der Ostseeküste begann sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Küste Rügens und damit auch auf Binz auszudehnen. Im Jahre 1853 war Binz ein Straßendorf mit 150 Einwohnern, die sich auf 15 entlang der heutigen Bahnhofstraße stehende Häuser verteilten. Landwirtschaft und Fischerei bildeten die wirtschaftliche Grundlage. Der Dorfkrug reichte als einzige Unterkunft für die Urlauber bald nicht mehr aus. Die Binzer öffneten ihre Häuser den Gästen und erschlossen sich so eine Erweiterung ihrer spärlichen Erwerbsmöglichkeiten. Die Erdgeschosse der mit Schilf gedeckten Häuser mit Krüppelwalmdächern wurden in der Saison den Fremden überlassen, während die Einheimischen in den Sommermonaten in die zu diesem Zweck ausgebauten Dächer zogen. Nach und nach wurden die Häuser vergrößert und der Komfort verbessert. 1870 kamen 80 Gäste nach Binz und schon 1875 waren es mehr als 500. Das rapide Anwachsen des Fremdenverkehrs führte dazu, dass Umbau und Erweiterung bestehender Häuser den Bedarf an Beherbergungsmöglichkeiten nicht mehr decken konnten und so wurde 1882 eine planmäßige Ortserweiterung durch den damaligen Eigentümer des Landes, den Fürsten von Putbus, in Angriff genommen, die sich bis heute an dem schachbrettartigem Grundriss der Straßen ablesen lässt. Die überwiegende Zahl der Häuser entstand im Zeitraum zwischen 1890 und 1910. Nachdem 1892 die Eisenbahnstrecke Putbus-Sassnitz und die Kleinbahn Putbus-Göhren eröffnet wurden, erleichterte dies die Erreichbarkeit von Binz und den anderen Badeorten an der Ostküste erheblich. Darüber hinaus verbesserte der Bau von Landungsbrücken in Binz, Sellin und Göhren die verkehrstechnische Anbindung der Badeorte.
Während die Umbauten und Erweiterungen der alten Fischer und Bauernhäuser trotz zum Teil kunstvoll verzierter offener Holzveranden, die die ganze Hausbreite einnahmen, relativ bescheiden wirkten, entsprachen die Neubauten dem Repräsentationsbedürfnis ihrer auswärtigen Besitzer. Beeinflusst von klassizistischen Bauten in Putbus, Berliner Gründerzeitvillen und Schweizer Lungensanatorien entwickelte sich die sogenannte Bäderarchitektur, eine spezielle Ausformung des Eklektizismus, zu deren wesentlichen Merkmalen offene Balkone und Veranden aus Holz oder später Metall mit filigran ausgesägten Ornamenten vor massiven Fassaden gehörten. Eine vertikale Gliederung erfolgte durch Risalite und Türme, Gauben und sogar farbig ornamentierte Dachflächen. Da die Gebäude in der Regel nicht als Dauerwohnungen dienten und nur in den Sommermonaten genutzt wurden, wurden keine Anforderungen an Heizung und die heute so wichtige Wärmedämmung gestellt. Die Grundrisse der Gebäude zeigen ein einfaches Schema. Quer durch das Haus verlief ein schmaler, ca. 1,80 m breiter Korridor, von dem nach beiden Seiten die Ferienzimmer abgingen. Zwischen den Zimmern befanden sich weitere Türen, die je nach dem Raumbedarf der Feriengesellschaft geöffnet oder verschlossen werden konnten. An einem Ende des Korridors lag eine Etagenküche und das Treppenhaus. Auf den Treppenabsätzen führten Türen in einen separaten Anbau, in dem die Toiletten untergebracht waren. Badezimmer gab es nicht. Hinter dem Pensionsgebäude wurden manchmal einfache Gesindehäuser in Fachwerkbauweise errichtet.
Der Zuschnitt der Pensionen zeigt, dass sich die damaligen Feriengewohnheiten erheblich von unseren heutigen unterschieden haben. Etagenküchen, Verbindungstüren und Gesindehäuser lassen darauf schließen, dass gerne in großen Gesellschaften Urlaub gemacht wurde. Der eigentliche Badebetrieb in Binz, Sellin, Göhren und Saßnitz und den anderen Ferienorten an der Ostseeküste Rügens entsprach im Prinzip dem im noblen Friedrich Wilhelm Bad von Lauterbach/Putbus. Das Trinken von Mineralwasser geschah in den jeweiligen Kurhäusern. Warmbäder mit Badekabinen standen in Binz, Heinrich-Heine Straße 7 und Sellin, Warmbadstraße 4, den Gästen zur Verfügung. Für das Baden im Meer wurden in jedem Seebad getrennte Damen-, Herren- und Familienbadestellen eingerichtet. Hierbei handelte es sich um U-förmig zum Wasser geöffnete Pfahlbauten mit Umkleidekabinen, Sichtschutz und in das Wasser hinabführenden Treppenanlagen. In Nachbarschaft der Badeeinrichtungen entstanden Vergnügungsstätten, Pavillons für Konzerte, Kasinos, Gotteshäuser und zahlreiche Gaststätten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Abklingen des Flüchtlingsstromes wurden 1953 in der „Aktion Rose“ viele Pensionen enteignet und in Volkseigentum überführt. Die Gebäude wurden durch architektonisch anspruchslose Zweckanbauten nicht immer vorteilhaft erweitert und für den Massentourismus der DDR hergerichtet. Für den Gebäudeerhalt wurde das Notwendigste getan. Aus Mangel an Baukapazitäten kamen Eingriffe in die Gebäudesubstanz jedoch nur selten vor und mit der Verabschiedung des DDR-Denkmalpflegegesetzes von 1975 wurden sogar viele Bauzeugnisse der Bäderarchitektur unter staatlichen Schutz gestellt. Unter der Rubrik: „Denkmale zur Kultur und Lebensweise der werktätigen Klassen und Schichten des Volkes“ taucht das Badehaus Goor als Ferienheim des VEB Bandstahlkombinat Hermann Matern, Eisenhüttenkombinat Ost, Eisenhüttenstadt, in der Denkmalliste auf. In Binz, Sellin und Göhren und anderen Badeorten wurden komplette Straßenzüge als „Denkmalensemble“ in die Denkmalliste eingetragen.
Literatur
Andre Farin, Die Blütezeit des Friedrich-Wilhelm-Seebades in Putbus 1-5, Ostsee-Zeitung Rostock 1992.
Carola Herbst, Dr. S. G. Vogel, Allgemeine Baderegeln 1817, Wismar 2005.
Walter Ohle, Gerd Baier, Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen, Leipzig 1963.
Ilona Pieper, Rekonstruktion und Umbau des Hauses „Metropol“. Denkmalpflegerische Zielstellung 1995. Landkreis Rügen, Die Landrätin, untere Denkmalschutzbehörde, Akte zu Denkmal Nr. 167.
Ilona Pieper, Umbau und Erweiterung – Haus „Neander“, Binz. Denkmalpflegerische Zielstellung 1994. Landkreis Rügen, Die Landrätin, untere Denkmalschutzbehörde, Akte zu Denkmal Nr. 132.
Markus Sommer-Scheffler, Die Bäderarchitektur der Insel. In: Armin Kühne, Rügen im Wandel, Leipzig 2007, 62-65.
Holger Wegner, Badehaus Goor „Friedrich-Wilhelm-Bad“. Denkmalpflegerische Zielstellung 2004. Landkreis Rügen, Die Landrätin, untere Denkmalschutzbehörde, Akte zu Denkmal Nr. 406.
Nachdem Schwedisch-Pommern zusammen mit der Insel Rügen 1814/15 an Preußen gekommen war, sollte im Raum Stralsund-Rügen ein Schwerpunkt der preußischen Marine entstehen. Die „Marinestation“ auf der Stralsund vorgelagerten Insel „Dänholm“ legte dazu einen wichtigen Baustein. Auf Rügen realisierte man dagegen nur wenige der damals geplanten Befestigungen. Als Erstes wurde 1876 in Grahlhof vor dem strategisch wichtigen Fähranleger ein Fort errichtet. Durch Neuerungen in der Waffentechnik war es jedoch schon nach wenigen Jahren überholt und wertlos geworden. 1898 wurde es verkauft, die Gräben zugeschüttet, das Ziegelmauerwerk abgetragen. Nur das Wallmeisterhaus ist als einiger Überrest erhalten geblieben.
Die folgende Liste gibt eine Übersicht über Kunstwerke der DDR-Zeit auf der Insel Rügen im öffentlichen Raum.
Wandbild an der ehemaligen polytechnischen Oberschule „Egon Schulz“ in Binz/Prora, Insel Rügen.
Sybille Berger, Der Traktorist und die Fischer – Oskar Manigks und Matthias Wegehaupts Schulwandbilder in Sagard – ein Blickwechsel. Rugia. Rügen Jahrbuch 2010.
Anja Kretschmer, Architektur und Bildkünste aus der Zeit der DDR auf den Inseln Rügen und Usedom. Dokumentation und denkmalpflegerische Bewertung. Masterarbeit. Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Institut für Bauforschung, Archäologie und Denkmalpflege. Gutachter: Prof. Dr. Achim Hubel. 2006.
Bernfried Lichtnau, Untersuchungen zur Entwicklung der Wandmalerei im Bezirk Rostock. Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 12, 1979, 183-208.